In eine andere Welt

Die Lesungen ergänzt eine einzigartige Fotopräsentation von Květa Tomášová und Lukáš Houdek, die über hundert Fotografien aus Familienalben von Roma aus der westböhmischen Stadt Rokycany darstellt, auf denen sowohl Alltagssituationen quer durch die Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, als auch wichtige Momente der tschechoslowakischen ethno-emanzipatorischen Roma-Bewegung abgebildet sind. Die ersten Gruppen von Roma, die heute in Rokycany leben, ließen sich 1946 dort nieder. Es handelte sich vor allem um die Großfamilien Mika und Giňa, die auf der Suche nach Arbeit aus den kriegsbedingt verarmten ländlichen Gebieten der Ostslowakei nach Tschechien kamen.

Die Zeitzeugen erinnern sich auch heute noch an die sehr warmherzigen Beziehungen mit den einheimischen Nicht-Roma, die sich der Rolle der Roma für die Schwerindustrie und für die Erneuerung der Nachkriegstschechoslowakei bewusst waren. Rokycany wurde dadurch für lange Zeit Symbol eines beispielhaften Zusammenlebens von Roma und Nicht-Roma. Gleichzeitig wurde die Stadt – trotz der Assimilationsbemühungen seitens des kommunistischen Regimes – Wiege der ethno-emanzipatorischen Bewegung.